Weizen für Hemelter Mühle
Spelle. Der erste Zug ist am Montagnachmittag in den Hafen Spelle-Venhaus eingelaufen, um die Hemelter Mühle Dr. Cordesmeyer mit 1823 Tonnen Brotweizen zu beliefern. Damit ist die seit rund zehn Jahren geplante Trimodalität (Wasser, Schiene, Straße) des Hafens nun auch offiziell realisiert worden.
Pünktlich um 15 Uhr rollte der Zug mit 27 Waggons und einer Gesamtlänge von rund 450 Metern am Montag ein. Er hatte den weiten Weg von der südwestlichen Slowakei nach Venhaus zurückgelegt. Es handelte sich um die erste reguläre Warenanlieferung im Hafen im normalen Betrieb. Bereits im Dezember 2015 hatte es einen Test für die Schienenanlage im Hafen Spelle-Venhaus gegeben: Damals lieferte ein „Probezug“, so die Bezeichnung der Samtgemeinde-Verwaltung, 1300 Tonnen Kies an die Gerhard Herbers GmbH .
Firmenchef Franz Cordesmeyer, der das Unternehmen gemeinsam mit Sohn Jan als geschäftsführender Gesellschafter leitet, stellte den Gästen bei der Weizenanlieferung am Montag die bauliche Maßnahme am Standort im Hafen Spelle-Venhaus vor . Der Stammsitz des Unternehmens befindet sich nach wie vor in Rheine, wo auch weiterhin Spezialitäten wie Roggen- und Dinkelmehle produziert werden.
Rund 2,4 Millionen Euro seien in die neue Annahmestation für Zuganlieferungen investiert worden, erläuterte der Unternehmer: „Das meiste Geld haben wir in der Tat im Boden versenkt.“ Der Auffangbunker, der etwa 100 Tonnen Getreide aufnehmen kann, ist ebenso wie die Fördertechnik unterirdisch angelegt. Das Getreide wird mit einer Leistung von 330 Tonnen pro Stunde in die großen Hochsilos befördert. Die Entladung eines kompletten Zuges dauert etwa sieben Stunden. Ausdrücklich dankte Franz Cordesmeiyer der Firma Agravis Baumanagement, insbesondere Oberbauleiter Klaus Hüsing mit seinem Team für die gute und termingerechte Ausführung des umfangreichen Auftrages. Die Bauzeit habe vier Monate betragen.
Aktuell schlägt die Hemelter Mühle rund 250 000 Tonnen Getreide pro Jahr im Hafen Spelle-Venhaus um. Im nächsten Jahr soll der Umsatz um rund 100 000 Tonnen auf insgesamt 350 000 Tonnen gesteigert werden. Die Rohstoffe würden zu 100 Prozent per Schiff und Zug angeliefert, wies Cordesmeyer auf den umweltschonenden Aspekt hin. Geplant sei, dass künftig in der Woche im Durchschnitt etwa eineinhalb Züge angeliefert werden. Zudem werde täglich ein Schiff mit rund 1000 Tonnen Getreide entladen.
Um das angestrebte Ziel zu erreichen, sei im Jahr 2017 der Bau einer dritten Produktionslinie fest eingeplant. „Die Technik ist bereits bestellt und wir gehen davon aus, dass das Projekt Mitte des Jahres 2017 in Betrieb gehen kann“, erläuterte die Firmeninhaber in einem Gespräch mit der Redaktion. Das Mehl werde überwiegend an Großbäckereien in Norddeutschland und dem Ruhrgebiet sowie nach Holland ausgeliefert.
Anerkennung zollte der Unternehmer der Samtgemeinde Spelle, insbesondere Samtgemeindebürgermeister Bernhard Hummeldorf und Stefan Sändker, Geschäftsführer der Hafen Spelle-Venhaus GmbH. Mit Weitblick hätten sie die Vision für den Hafen umgesetzt und maßgeblich an der Umsetzung des trimodalen Konzeptes gearbeitet. „Damit sind optimale Voraussetzungen für die Logistik geschaffen worden, wovon die im Hafengebiet angesiedelten Unternehmen profitieren werden“, sagte Franz Cordesmeyer. Er sei sicher, dass wichtige Impulse für weiteres Wachstum gegeben werden.
„Wir freuen uns, dass der Anschluss an das Straßen-, Wasser- und Schienennetz nunmehr fertiggestellt ist“, betonte Bernhard Hummeldorf. Das Konzept stelle den im Hafen Spelle-Venhaus angesiedelten Firmen flexible Lieferwege auf allen Verkehrsträgern zur Verfügung. Circa sechs Millionen Euro seien in die rund 4,2 Kilometer lange Anbindung an das Schienennetz investiert worden.
Quelle: Lingener Tagespost vom 18.10.2016